Erschöpfung

Definition

„Ich bin völlig fertig. Meine Nasenschleimhäute schmerzen. Meine Speiseröhre brennt. Mein Brustkorb ist viel zu eng. Ich kann kaum atmen. Morgens bin ich so müde, dass ich mich kaum aufraffen kann. Abends ist dieser Zustand etwas erträglicher. Ich bin zu müde zum Denken. Alle drumherum nerven mich. Keiner merkt, dass ich am Ende bin. Meine Ärztin meint, ich wisse gar nicht, was die Psyche so alles kann. Mir könne also nichts fehlen, denn alle Blutwerte seien normal.

Aber ich merke doch, dass es mir zunehmend schlechter geht. Ich bin doch erst 35. Meine Mutter ist mit 60 fit wie ein Turnschuh“. Das ist nicht die einzige Patientin, das hören wir täglich aufs Neue, mit Abwandlungen, mit anderen Bewertungen, mit anderen Begründungen. Diesen Patienten ist schon längst erklärt worden, dass sie auch viel zu viel am Halse haben. Sie sollen mal eine Auszeit nehmen. Wie das gehen soll, weiß so recht niemand. Aber irgendwie muss man das ja hinkriegen. Dann soll eben der Mann/die Frau mit den 2 Kleinen mal einige Wochen alleine zurechtkommen. Wenn alles nicht hilft, besteht ja auch noch die Möglichkeit der Zuhilfenahme einer Tagesklinik. Ist ja „nur“ für ein halbes Jahr. „Du wirst sehen, wie gut es dir tut“.

Diese Aufzählung von Symptomen ist ellenlang. Diese Sätze hören alle Therapeuten täglich mehrmals. Diese Situation ist mit einem völlig ausgedorrten Garten vergleichbar, in den es schon ein Jahr lang nicht mehr geregnet hat. Hier ist dringend Hilfe geboten. Nicht die Umstände drumherum sind schuld, sondern in mir sind alle Organe und Organsysteme ausgetrocknet. Die Durchflutung ist mangelhaft. Die Peripherie, das Gehirn, die Organe, das Bindegewebe, die Muskulatur, die Gefäße hungern. Mit der Dürre umgehen zu lernen, ist nicht wirklich eine gute Lösung. Das wird aber in der Allgemeinmedizin so empfohlen.